"Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, will ich die Liebe sein." (Hl. Théresè von Lisieux)
"Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, will ich die Liebe sein." (Hl. Théresè von Lisieux)

Die Ordensfrau

 

Die Berufung zum Ordensstand ist ein großes "Geschenk" Gottes und ein starker Ausdruck seiner Liebe.

Diese Berufung kann man sich nicht verdienen, sie ist Gnade. 

Aber das lange und andauernde Gebet kann zu einer Berufung führen.

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Heilige Mutter Klara, bitte für uns
Heilige Mutter Klara, bitte für uns

"Um die große Mitte des eucharistischen Opfers kreist die Stundenliturgie der Kirche wie die Gestirne um die Sonne. Sie erstreckt sich über den ganzen Tag und nimmt die Stunde gleichsam in jenen Hymnus hinein, der durch alle Ewigkeit erklingt"

Mehr dazu II. Vat. Liturgie- Konstitution 83.

 

Wie sieben Säulen steht das Chorgebet in unserem Ordensalltag. Die heilige Messe, die Anbetung Gottes und das Stundengebet stehen im Mittelpunkt! Gott steht im Mittelpunkt! Das Stundengebet verrichten wir im Namen und im Auftrag der Kirche und für die Kirche.

Es ist Jesus selber der durch die Ordensfrau diese Gebete zum Vater spricht.

Im Laufe des Kirchenjahres wird die Ordensfrau auf intensive Weise Gefährtin der Geheimnisse Christi.

Wir dürfen dem Volk Gottes eine Stimme geben und das durch das Stundengebet; die Stundenliturgie und durch die heilige Messe. So loben und preisen wir Gott. Nicht zu vergessen ist die Stellvertretung die wir, durch diesen Stand den wir gewählt haben und unserer Weihe an Gott, leben. Es steht geschrieben:  

"Sie sollen Gott Danksagung und die Opfergabe darbringen, nicht nur durch die Hände der Priester, sondern gemeinsam mit ihm und dadurch sich selbst darbringen"- II. Vat.Liturgie- Konstitutionen 48.

 

Altar St. Petresdom Rom
Altar St. Petresdom Rom

So versteht sich der Dienst der Ordensfrau; sich selber darbringen für die anderen!

Aus Liebe zu Gott und den Menschen.

Der Höhepunkt einer Ordensfrau ist die Ablegung der Profess, indem sie ihre Professurkunde auf dem Altar unterzeichnet und ihre Gelübde abgelegt hat, legt sie ihr Leben dort nieder als "Opfergabe".

Die Kirche nimmt ihre Hingabe und ihr Opfer an und vereint sie mit dem eucharistischen Opfer, dann bleibt sie unwiderruflich mit dem sich opfernden Jesus Christus vermählt!

 

 

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Führe mich weit weg von den Menschen und weihe mich Gott. Nimm mir dieses weltliche Kleid ab und gib mir das

Gewand des Paradieses!

 

 

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Paul Hoecker 1854 - 1910 (München)
Paul Hoecker 1854 - 1910 (München)

VERBI SPONSA
Instruktion über das kontemplative Leben
und die Klausur der Nonnen

 

EINLEITUNG

1. Als Braut des Wortes verwirklicht die Kirche in denjenigen, die sich ganz dem kontemplativen Leben widmen, in beispielhafter Weise das Geheimnis ihrer ausschließlichen Vereinigung mit Gott. Aus diesem Grund stellt uns das Nachsynodale Apostolische Schreiben> Vita consecrata die Berufung und Sendung der Nonnen in der Klausur als »Zeichen der ausschlieblichen Vereinigung der bräutlichen Kirche mit dem über alles geliebten Herrn« (1) vor Augen, indem es uns dessen einzigartige Gnade und kostbare Gabe im Geheimnis von der Heiligkeit der Kirche veranschaulicht.

Die Klausurschwestern, die einmütig auf das Wort des Vaters hören und es liebevoll annehmen: »Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe« (Mt 3,17), bleiben immer »mit ihm auf dem heiligen Berg« (2 Petr 1,17-18) und, den Blick fest auf Jesus Christus gerichtet und umhüllt von der Wolke der göttlichen Gegenwart, hängen sie voll dem Herrn an. (2)

Sie identifizieren sich insbesondere mit der Jungfrau Maria, (3) der Braut und Mutter, dem Modell der Kirche, (4) und während sie an der Seligkeit derer, die glauben (vgl. Lk 1,45; 11,28), teilhaben, verewigen sie ihr »Ja« und ihre anbetende Liebe zum Wort des Lebens, indem sie zusammen mit ihr zum Gedächtnis des bräutlichen Herzens (vgl. Lk 2,19 u. 51) der Kirche werden. (5)

Die Hochachtung und Liebe, mit der die christliche Gemeinschaft seit jeher die kontemplativen Ordensfrauen in Klausur umgab, ist parallel zur Wiederentdeckung des kontemplativen Wesens der Kirche und der Berufung jedes Menschen zur geheimnisvollen Begegnung mit Gott im Gebet gewachsen. Die Nonnen, die ununterbrochen »mit Christus verborgen in Gott« (Kol 3,3) leben, erfüllen in der Tat in höchstem Maße die Berufung des ganzen Christenvolkes zum beschaulichen Leben(6) und werden so zum leuchtenden Kennzeichen des Gottesreiches (vgl. Röm 14,17), zu einer »Zier der Kirche und Quelle himmlischer Gnaden«. (7)

2. Vom II. Vatikanischen Konzil an haben verschiedene Dokumente des Lehramtes die Bedeutung und den Wert dieser Lebensform eingehend untersucht und vertieft; so haben sie die kontemplative Dimension der Klausurgemeinschaften und ihre spezifische Rolle im Leben der Kirche gefördert; (8) das gilt hauptsächlich für das Konzilsdekret

>Perfectae caritatis (Nr. 7 und 16) und die Instruktion >Venite seorsum, die in hervorragender Weise die evangelischen, theologischen, spirituellen und asketischen Grundlagen der Trennung von der Welt im Hinblick auf eine totale, ausschließliche Hingabe an Gott in der Kontemplation erläutert hat.

Papst Johannes Paul II. hat die Nonnen häufig ermuntert, dem Klausurleben gemäß ihrem Charisma treu zu bleiben; im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Vita consecrata hat er verfügt, daß später auf der Linie des Weges der bereits verwirklichten Erneuerung besondere Normen für die konkrete Disziplin der Klausur erstellt werden sollten. Auf diese Weise wird die Klausur der Verschiedenheit der kontemplativen Institute und der Traditionen der Klöster besser entsprechen, so daß die kontemplativen Klausurschwestern, im Heiligen Geist erneuert und ihrem Wesen und ihrer Sendung getreu, mit echtem Schwung und neuer Kraft in die Zukunft gehen können. (9)

Die vorliegende Instruktion bestätigt noch einmal die von der Instruktion Venite seorsum (I-V) und vom Apostolischen Schreiben Vita consecrata (Nr. 59) formulierten theoretischen Grundlagen und legt dann die Normen vor, welche die päpstliche Klausur der Nonnen, die sich ganz dem beschaulichen Leben hingeben, regeln sollen.

 

ERSTER TEIL I

 

BEDEUTUNG UND WERT
DER KLAUSUR DER NONNEN

Im Geheimnis des Sohnes,
der die Liebesgemeinschaft mit dem Vater lebt

3. Die kontemplativen Klausurschwestern passen sich in besonderer, radikaler Weise dem auf dem Berg betenden Jesus Christus und seinem Ostergeheimnis an, das ein Tod hin zur Auferstehung ist. (10)

Die alte, vom II. Vatikanischen Konzil wieder aufgegriffene geistliche Tradition verbindet das beschauliche Leben ausdrücklich mit dem Gebet Jesu »auf dem Berg« (11) oder an einem einsamen Ort, der nicht allen, sondern nur jenen zugänglich ist, die er zu sich ruft und beiseite nimmt (vgl. Mt 17,1-9; Lk 6,12-13; Mk 6,30-31; 2 Petr 1,16-18).

Zwar ist der Sohn stets mit dem Vater eins (vgl. Joh 10,30; 17,11), doch in seinem Leben gibt es Raum für ganz besondere Augenblicke der Einsamkeit und des Gebetes, der Begegnung und Gemeinschaft in der jubelnden Freude der Gotteskindschaft. So drückt er die liebevolle Bezogenheit und die ewige Bewegung seiner Person als Sohn zu dem aus, der ihn von Ewigkeit her gezeugt hat.

Diese Bindung des kontemplativen Lebens an das Gebet Jesu an einem einsamen Ort deutet auf eine einzigartige Weise der Teilhabe an der Beziehung Christi zum Vater hin. Der Heilige Geist, der Jesus in die Wüste geführt hat (vgl. Lk 4,1), lädt die Nonne ein, die Einsamkeit Jesu Christi zu teilen, der sich »kraft des ewigen Geistes« (Hebr 9,14) selbst dem Vater darbrachte. Die einsame Zelle, das geschlossene Kloster sind der Ort, an dem die Nonne als Braut des fleischgewordenen Wortes ganz mit Christus in Gott vertieft lebt. Das Geheimnis dieser Gemeinschaft wird ihr in dem Maße offenbar, in dem sie, dem Heiligen Geist gehorsam und von seinen Gaben belebt, auf das Wort des Sohnes hört (vgl. Mt 17,5), den Blick auf sein Antlitz richtet (vgl. 2 Kor 3,18) und sich bis zur letzten Hingabe an den Vater (vgl. Phil 2,5ff) seinem Leben gleichgestalten läßt als ausdrücklichen Lobpreis.

Die Klausur stellt somit auch in konkreter Hinsicht eine besondere Lebensform dar, um beim Herrn zu sein, »durch eine radikale Armut, die sich im Verzicht nicht nur auf Dinge, sondern auch auf den Raum, auf die Kontakte und auf so viele Güter der Schöpfung ausdrückt«, (12) an der Aufopferung Christi teilzunehmen und sich mit dem fruchtbaren Schweigen des Wortes am Kreuz zu vereinen. So begreift man, daß »das Sich-Zurückziehen aus der Welt, um sich in der Einsamkeit einem intensiveren Gebetsleben zu widmen, nichts anderes ist als eine besondere Art und Weise, das Ostergeheimnis Christi zu leben und auszudrücken«, (13) eine echte Begegnung mit dem auferstandenen Herrn auf einem Weg, der stetig emporführt zur Wohnung des Vaters.

In der wachsamen Erwartung der Wiederkunft des Herrn wird die Klausur also zu einer Antwort auf die absolute Liebe Gottes zu seinem Geschöpf und zur Erfüllung seines ewigen Wunsches, das Geschöpf in das Geheimnis innigster Vertrautheit mit dem Wort aufzunehmen, das in der Eucharistie zum Brautgeschenk geworden ist (14) und im Tabernakel die Mitte der vollen Liebesgemeinschaft mit ihm bleibt, indem es das ganze Leben der Klausurschwester einfängt, um es ständig dem Vater darzubringen (vgl. Hebr 7,25). Auf das Geschenk des Bräutigams Christus, der seinen ganzen Leib am Kreuz aufgeopfert hat, antwortet die Nonne in ähnlicher Weise, indem sie ihren »Leib« hinschenkt, sich mit Jesus Christus dem Vater darbringt und am Erlösungswerk mitwirkt. So verleiht die Trennung von der Welt dem ganzen Klausurleben eine eucharistische Bedeutung, »über den Aspekt des Opfers und der Sühne hinaus auch den Aspekt der Danksagung an den Vater in der Teilhabe an der Danksagung des geliebten Sohnes«.(15)

Im Geheimnis der Kirche, die ihre ausschliebliche Vereinigung
mit dem Bräutigam Christus lebt

4. Die Geschichte Gottes mit der Menschheit ist die Geschichte einer bräutlichen Liebe, die im Alten Testament vorbereitet und in der Fülle der Zeiten feierlich vollzogen wurde.

Die Göttliche Offenbarung beschreibt mit dem Bild von der Hochzeit die innige, unauflösliche Beziehung zwischen Gott und seinem Volk (vgl. Hos 1-2; Jes 54,4-8; 62,4-5; Jer 2,2; Ez 16; 2 Kor 11,2; Röm 11,29).

Der Sohn Gottes tritt als der Messias und Bräutigam auf (vgl. Mt 9,15; 25,1), der gekommen ist, Gottes Hochzeit mit der Menschheit in einem wunderbaren Tausch der Liebe zu vollziehen, der in der Menschwerdung beginnt, in der Passion den Gipfel der Selbstlosigkeit erreicht und als Geschenk in der Eucharistie fortlebt.(16)

Jesus Christus, der seine eigene und die Liebe des Vaters in die Herzen der Menschen ausgißt, befähigt sie zur totalen Antwort durch die Gabe des Heiligen Geistes, der stets mit der Braut fleht: »Komm!« (Offb 22,17). Diese Vollkommenheit von Gnade und Heiligkeit erfüllt sich in der »Braut, der Frau des Lammes, ... die von Gott her aus dem Himmel herabkommt, erfüllt von der Heiligkeit Gottes« (Offb 21,9-10).

Die Dimension des Bräutlichen ist der ganzen Kirche eigen; deren lebendiges Bild aber ist das geweihte Leben, das sehr eindringlich das Streben nach dem einen Bräutigam zum Ausdruck bringt. (17)

Noch eindringlicher und radikaler kommt das Geheimnis von der ausschließlichen Vereinigung der Kirche als Braut mit dem Herrn in der Berufung der Klausurschwestern zum Ausdruck. Ihr Leben ist ja ganz dem über alles geliebten Gott geweiht; im ständigen Streben nach dem himmlischen Jerusalem und in der Vorwegnahme der endzeitlichen Kirche ist es auf den Besitz und die Anschauung Gottes ausgerichtet. (18) So bildet es für das ganze christliche Volk einen Hinweis auf die wesentliche Berufung eines jeden zur Begegnung mit Gott (19) und stellt das Ziel dar, worauf die ganze Gemeinschaft der Kirche zugeht, (20) die für immer als Braut des Lammes leben wird.

Durch die Klausur vollziehen die Nonnen den Rückzug aus der Welt, um in der Einsamkeit »klösterlicher Verlassenheit« Gott zu begegnen. Zur Anteilnahme der Braut an der Einsamkeit Jesu in Getsemani und an seinem erlösenden Leiden am Kreuz (vgl. Gal 6,14) gehören auch die innere Einsamkeit, die Prüfungen des Geistes und die tägliche Mühsal des gemeinsamen Lebens (vgl. Eph 4,15-16).

Zudem bringen die Nonnen gerade auf Grund ihres Wesens als Frau das Geheimnis der Kirche als »unbefleckter Braut des unbefleckten Lammes« wirksamer zum Ausdruck, während sie sich selbst in einzigartiger Weise in der bräutlichen Dimension der gänzlich kontemplativen Berufung wiederfinden. (21)

Das Klosterleben der Frau eignet sich also besonders, um den Ehebund mit Christus zu verwirklichen und dessen lebendiges Zeichen zu sein: Verwirklicht sich nicht in der Jungfrau Maria, einer Frau, das himmlische Geheimnis der Kirche? (22)

So gesehen, leben die Nonnen die Anwesenheit und das Werk Mariens in der Kirche weiter. Dadurch, daß sie das Wort im Glauben und in anbetendem Schweigen annehmen, stellen sie sich in den Dienst des Geheimnisses von der Menschwerdung Gottes und wirken, mit Jesus Christus in der Hingabe an den Vater vereint, am Geheimnis der Erlösung mit. Wie Maria im Abendmahlssaal durch ihr betendes Dasein die Anfänge der Kirche in ihrem Herzen bewahrte, so ist dem liebenden Herzen und den

gefalteten Hände der Klausurschwestern der Weg der Kirche anvertraut.

 

Die Klausur in ihrer asketischen Dimension

5. Als asketisches Mittel von sehr hohem Wert (23) eignet sich die Klausur besonders für ein Leben, das ganz auf die Kontemplation hin ausgerichtet ist. Sie ist ein Zeichen der heiligen Obhut Gottes für sein Geschöpf und stellt andererseits eine einzigartige Form der Zugehörigkeit zu ihm allein dar, weil ihre Ganzheitlichkeit die absolute Hingabe an Gott kennzeichnet. Es handelt sich um eine typische und angemessene Weise, um die bräutliche Beziehung zu Gott in der Einzigartigkeit der Liebe und ohne ungebührliche Einmischung so zu leben, daß das auf Gott hin ausgerichtete und in ihn versunkene Geschöpf einzig und allein zum Lob seiner Herrlichkeit zu leben vermag (vgl. Eph 1,6. 10-12. 14).

Die kontemplative Klausurschwester erfüllt in höchstem Maße das erste Gebot des Herrn: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken« (Lk 10,27), indem sie es zu ihrem vollen Lebensinhalt macht und in Gott alle Brüder und Schwestern liebt. Sie strebt nach der Vollkommenheit der Liebe, wenn sie Gott als »das einzig Notwendige« wählt (vgl. Lk 10,42), ausschließlich ihn als den liebt, der alles in allen Dingen ist. Mit bedingungsloser Liebe zu ihm opfert sie in dem vom Evangelium vorgegebenen Geist des Verzichtes24 (vgl. Mt 13,45; Lk 9,23) jedes Gut, das heißt: Jedes Gut “weiht sie” Gott allein, (25) damit nur er in dem klösterlichen Stillschweigen wohne, es mit seinem Wort und seiner Gegenwart erfülle und die Braut sich »in anhaltendem Gebet und hochherziger Buße « (26) im Geheimnis einer totalen und ausschlieblichen Liebe wirklich dem Einzigen widmen kann.

Maria Magdalena
Maria Magdalena

Deshalb hat die älteste geistliche Tradition mit dem vollständigen Rückzug aus der Welt (27) und aus jeder apostolischen Tätigkeit diese Lebensform verbunden, die schweigend im pochenden Herzen der bräutlichen Kirche Liebe und überreiche Gnade ausstrahlt. Das Kloster, das an einem abgeschiedenem Ort oder mitten in der Stadt liegt, zielt mit seiner besonderen architektonischen Struktur darauf ab, einen Raum der Trennung, der Einsamkeit und der Stille zu schaffen, wo man Gott freier suchen und nicht nur für ihn und mit ihm, sondern auch von ihm allein leben kann.

Die betreffende Person muss also — frei von jeder Bindung, frei von jeder inneren und äußeren Erregung oder Ablenkung — ihre Fähigkeiten bündeln und sie auf Gott hin ausrichten, um in der Freude der Anbetung und des Lobes seine Gegenwart zu empfangen.

Die Kontemplation wird zur Seligkeit derer, die reinen Herzens sind (vgl. Mt 5,8). Das reine Herz ist der klare Spiegel der Innerlichkeit der geläuterten und in der Liebe geeinten Person, wo Gott sich widerspiegelt und wohnt; (28) es ist wie ein klarer Kristall, der, vom Licht Gottes überflutet, dessen Glanz ausstrahlt (29)

Im Lichte der Kontemplation als Liebesgemeinschaft mit Gott findet die Reinheit des Herzens ihre höchste Verwirklichung in der Jungfräulichkeit des Geistes; denn sie erfordert die Unversehrtheit eines Herzens, das nicht nur von der Sünde gereinigt, sondern vereint im Streben nach Gott ist und daher ganz und ungeteilt liebt nach dem Vorbild der reinsten dreifaltigen Liebe, die von den Kirchenvätern »die erste Jungfrau« genannt wurde. (30)

Die klösterliche Einsamkeit ist eine große Hilfe, um die so verstandene Reinheit des Herzens zu erlangen, weil sie die Kontaktmöglichkeiten mit der Außenwelt auf das Wesentliche beschränkt, damit diese nicht auf verschiedene Weise in das Kloster einbricht und dessen Atmosphäre des Friedens und der heiligen Einheit mit dem einzigen Herrn und mit den Schwestern stört. So schaltet die Klausur großenteils die Zerstreuung aus, die von vielen unnötigen Kontakten, von einer Fülle von Bildern, oft Quelle weltlicher Gedanken und eitler Wünsche, von Informationen und Emotionen herrührt, die vom einzig Notwendigen ablenken und die innere Einheit zerreißen.

»Im Kloster ist alles auf die Suche nach dem Antlitz Gottes ausgerichtet, alles wird auf das Wesentliche zurückgeführt, weil nur das wichtig ist, was zu Gott näher hinführt. Die klösterliche Sammlung ist Aufmerksamkeit auf die Gegenwart Gottes: Wenn sie uns in vielen Dingen verlorengeht, verlangsamt sich der Gang und man verliert das Ziel aus den Augen«. (31)

Nachdem sich die Nonne von den äußeren Dingen abgewandt und in die Innerlichkeit des Seins begeben hat, indem sie durch einen ernsthaften Weg aus Gebet, Verzicht und Gemeinschaftsleben sowie im Hören auf das Wort Gottes und in der Übung der theologalen Tugenden das Herz und den Geist läutert, ist sie berufen, mit dem göttlichen Bräutigam Zwiesprache zu halten, indem sie Tag und Nacht über sein Gesetz nachsinnt, um mit der Weisheit des Wortes beschenkt und unter dem Impuls des Heiligen Geistes mit ihm eins zu werden. (32)

In ununterbrochener Sehnsucht des Herzens, das unablässig auf die Kontemplation des Bräutigams ausgerichtet ist, nährt dieses Verlangen nach Vollendung in Gott den asketischen Einsatz der Klausurschwester. Von Gottes Schönheit ganz ergriffen, findet sie in der Klausur ihre Gnadenstätte und die vorweggenommene Seligkeit der Schau des Herrn. Durch die reinigende Flamme der göttlichen Gegenwart geläutert, bereitet sie sich auf die volle Seligkeit vor, während sie in ihrem Herzen den neuen Gesang der Geretteten anstimmt — auf dem Berg des Opfers und der Hingabe, des Heiligtums und der Kontemplation Gottes.

Daher muß auch die Disziplin der Klausur in praktischer Hinsicht so sein, daß sie die Verwirklichung dieses hohen kontemplativen Ideals ermöglicht, das die ganze Hingabe und Aufmerksamkeit, die Einheit der Gefühle und die Stimmigkeit des Verhaltens einschließt...

 

Quelle: Verbi Sponsa

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