Papst Benedikt XVI.

Das Leben in Klausur ein einzigartiges Zeugnis

Seid brennende Fackeln der Liebe, gefaltete Hände, die in unablässigem Gebet wachen

»Ihr habt die Welt nicht verlassen, um euch die Kümmernisse der Welt zu ersparen… Ihr tragt sie alle im Herzen, und im mühevollen Verlauf der Geschichte begleitet ihr die Menschen mit eurem Gebet … Wegen eurer verborgenen, aber wirklichen Gegenwart in der Gesellschaft und vor allem in der Kirche, richtet sich auch mein Blick vertrauensvoll auf eure gefalteten Hände«.
Das ist es, liebe Schwestern, was der Papst von euch erwartet:

Seid brennende Fackeln der Liebe,

»gefaltete Hände«, die in unablässigem Gebet wachen, gänzlich losgelöst von der Welt, um das Amt dessen zu unterstützen, den Jesus berufen hat, seine Kirche zu führen!

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Ansprache, die Benedikt XVI. beim Empfang der Klarissen aus dem Kloster der Unbefleckten Empfängnis im italienischen Albano am 15. September in Castel Gandolfo gehalten hat.
 

„In der Stille der Klausur und in eurer vollkommenen und ausschließlichen Hingabe an Christus gemäß dem franziskanischen Charisma leistet ihr der Kirche einen wertvollen Dienst“,

Heilige Klara und ihre Mitschwestern
Heilige Klara und ihre Mitschwestern

bekräftigte der Heilige Vater, der ausdrücklich darauf hinwies,

dass „die Meinung derer, für die Klausurschwestern von der Wirklichkeit und der Erfahrung unseres Zeitalters ausgeschlossen sind“, gerade nicht zutreffe.
„Ihr habt die Welt nicht verlassen, um euch die Kümmernisse der Welt zu ersparen… Ihr tragt sie alle im Herzen, und im mühevollen Verlauf der Geschichte begleitet ihr die Menschen mit eurem Gebet… Wegen eurer verborgenen, aber wirklichen Gegenwart in der Gesellschaft und vor allem in der Kirche, richtet sich auch mein Blick vertrauensvoll auf eure gefalteten Hände.“

Liebe Schwestern!
Willkommen im Apostolischen Palast! Mit großer Freude empfange ich euch, ich danke euch für euren Besuch und grüße herzlich jede einzelne. Man kann sagen, daß eure Gemeinschaft, die sich auf dem Territorium der »Päpstlichen Villen« befindet, im Schatten des päpstlichen Hauses lebt, und daher besteht eine sehr enge spirituelle Beziehung zwischen euch und dem Nachfolger Petri. Dies beweist der häufige Kontakt, den ihr seit der Gründung eures Klosters zu den Päpsten während ihres Aufenthalts hier in Castel Gandolfo unterhalten habt. Daran erinnerte soeben eure Mutter Äbtissin, der ich von Herzen für die freundlichen Worte danke, die sie in euer aller Namen an mich gerichtet hat. Bei dieser Begegnung mit euch heute morgen möchte auch ich eurer Klostergemeinschaft nochmals meinen aufrichtigen Dank aussprechen für die tägliche Unterstützung im Gebet und für eure tiefe spirituelle Teilnahme an der Sendung des Hirten der Weltkirche.

In der Stille der Klausur und in eurer vollkommenen und ausschließlichen Hingabe an Christus gemäß dem franziskanischen Charisma leistet ihr der Kirche einen wertvollen Dienst.
Die Geschichte eures Klosters zurückverfolgend, habe ich bemerkt, daß viele meiner Vorgänger bei der Begegnung mit eurer Gemeinschaft stets die Bedeutung eures Zeugnisses als kontemplative Schwestern betont haben, die ihre Erfüllung nur in Gott finden. Insbesondere denke ich an das, was der Diener Gottes Paul VI. am 3. September 1971 zu euch sagte: Im Gegensatz zur Meinung derer, für die Klausurschwestern von der Wirklichkeit und der Erfahrung unseres Zeitalters ausgeschlossen sind, hat euer Dasein den Wert eines einzigartigen Zeugnisses, das zutiefst das Leben der Kirche berührt. »Ihr verkörpert viele Dinge«, betonte Paul VI., »die die Kirche zu schätzen weiß und die das Zweite Vatikanische Konzil bestätigt hat. An der Regel, am gemeinschaftlichen Leben, an der Armut treu festhaltend seid ihr Samenkorn und Zeichen«. Einige Jahre später, am 14. August 1979, hat der geliebte Papst Johannes Paul II. bei der Meßfeier in eurer Kapelle, gewissermaßen als Fortsetzung dieser Gedanken, seine Person, die Kirche und die ganze Menschheit eurem Gebet anvertrauen wollen: 

Das ist es, liebe Schwestern, was der Papst von euch erwartet:

Seid brennende Fackeln der Liebe, »gefaltete Hände«, die in unablässigem Gebet wachen, gänzlich losgelöst von der Welt, um das Amt dessen zu unterstützen, den Jesus berufen hat, seine Kirche zu führen!

 »Arme Schwestern«, die das Vorbild des hl. Franziskus und der hl. Klara nachahmen und »dem heiligen Evangelium unseres Herrn Jesus Christus folgen, im Gehorsam leben, ohne Eigentum und in Keuschheit«.

Nicht immer findet der stille Einsatz jener in der Öffentlichkeit Beachtung, die, so wie ihr, bemüht sind, in Einfachheit und Freude das Evangelium »sine glossa« in die Tat umzusetzen, aber, seid euch dessen gewiß, der Beitrag, den ihr für das apostolische und missionarische Werk der Kirche in der Welt leistet, ist wirklich außerordentlich, und Gott wird euch auch weiterhin wie bisher mit dem Geschenk zahlreicher Berufungen segnen.

Liebe Schwestern, mögen der hl. Franziskus, die hl. Klara ebenso wie die zahlreichen Heiligen eures Ordens euch helfen, eurer Berufung »bis ans Ende treu zu bleiben«. Insbesondere schütze euch die Jungfrau Maria, die wir in der heutigen Liturgie betrachten, wie sie unter dem Kreuz steht, tief vereint mit der Sendung Christi und in ihrem mütterlichen Schmerz am Heilswerk teilhabend.

Auf Golgota hat Jesus sie uns zur Mutter gegeben und uns ihr als Kinder anvertraut.  

Die Schmerzhafte Jungfrau erwirke euch die Gabe, ihrem gekreuzigten göttlichen Sohn nachzufolgen und die Schwierigkeiten und Prüfungen des täglichen Lebens ruhig und freudig anzunehmen.

Mit diesen Empfindungen erteile ich euch allen meinen besonderen Apostolischen Segen, in den ich gerne auch all jene einschließe, die sich eurem Gebet anvertrauen.

Noticia original: Papst Benedikt XVI Das Leben in Klausur ein einzigartiges Zeugnis

Quelle: Zenit.org